EDK-Tests – Tatsachen statt Vermutungen. Ein etwas ausführliches Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser
Dieses Vorwort wird angesichts des brennenden Themas etwas umfangreicher als sonst (das soll aber nicht zur Regel werden…). Zwei, beziehungsweise drei Jahre brauchte die EDK, bis sie die langerwarteten Ergebnisse ihrer «standardisierten, computerbasierten Kompetenztests» (3. Oberstufe, Mathematik / 6. Primarklasse, Schulsprache und 1. Fremdsprache) herausrückte. Nun geht das grosse Rätselraten los: Warum sind die Innerrhödler Schüler besser als die Basler? Warum sind die Mathetests so unbefriedigend ausgefallen? usw.
Die ersten Berichte und Kommentare dazu finden Sie in unserem letzten Newsletter. Auch in dieser Ausgabe sind die EDK-Tests ein zentrales Thema – und sollten es auch weiterhin sein. So leicht geben wir uns nicht zufrieden.
Lassen wir uns dabei nicht durch Rankings, Deutungen und Vermutungen ablenken, sondern halten wir die Fakten fest.
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Kritische Bemerkungen zur Kompetenzorientierung
Die Kompetenzorientierung, verbunden mit dem selbstorganisierten Lernen (SOL), ist kein taugliches Konzept für ein strukturiertes und nachhaltiges Lernen der Grundlagen in der Volksschule. Darauf weisen zahlreiche ernstzunehmende Kritiker des Kompetenzmodells und seiner Vollendung im Lehrplan 21 seit langem hin. Deshalb kann auch die «Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen» keine tauglichen Ergebnisse hervorbringen.
Zahlreiche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nicht mit einem Klick erledigt werden können, aber unverzichtbar zu einer menschenwürdigen und zukunftsstauglichen Bildung gehören, bleiben aussen vor. Wer seine Schüler darauf trainiert, in Computertests mit cleveren Strategien Punkte zu sammeln, kann zwar künftig mit «besseren» Resultaten rechnen. Aber was sie wirklich «können» und verstehen, bleibt im Dunkeln. Der Lehrplan 21 und die darauf basierende aufwendige Testerei jedenfalls werden's nicht richten.
Worauf es ankommt
Als langjährige Deutschlehrerin beschränke ich mich hier auf das wichtigste Schulfach Deutsch – Grundlage für alle anderen Lernbereiche. Seit längerem machen Lehrkräfte der Gymnasien und Berufsschulen darauf aufmerksam, dass viele Schulabgänger aus der Volksschule ungenügende Grundlagen in der deutschen Sprache mitbringen.
Deutsch lernen können Kinder nicht allein vor ihrem Tablet oder ihren Arbeitsblättern. Da braucht es eine Lehrerin, die mit ihnen Geschichten liest oder ihnen vorliest, die mit ihnen zusammen übt, die Buchstaben und die Wörter zu schreiben und zu lesen, die ihre selbstgefertigten Texte korrigiert und ihnen ein persönliches Feedback gibt, die versucht, sie fürs Bücherlesen zu begeistern und sie dabei in die Geheimnisse des Satzbaus, der Grammatik und der Rechtschreibung einführt. All das ist mit viel Üben verbunden, was die Schüler in der Regel gerne tun, wenn sie aufbauende Hinweise und ermutigendes Echo bekommen.
Ein ganz wesentlicher Teil des Lesens ist das Verstehen der Inhalte. Bevor man über ein Thema diskutieren und sich eine Meinung bilden kann, muss gewährleistet sein, dass die Schüler den Inhalt eines Textes verstanden haben. Es ist die Aufgabe des Lehrers, zunächst mit seiner Klasse Begriffe zu klären und darüber ins Gespräch zu kommen, was imText und was hinterdem Text steht. Auf diesem Boden ist dann eine inhaltliche Diskussion möglich, die über das Oberflächliche hinausgeht. Diesen eigentlichen Sinn des Lesens kann keine Software und kein Wochenplan bieten.
Ganz zentral ist das Schreiben: Genau abschreiben, Notizen machen, Texte verfassen – mit Lehrerkorrekturen. Zu Unrecht verpönt sind heute oft die Diktate. Wie die Sprachwissenschaftlerin Inger Enkvist in ihrem Referat an einer Veranstaltung der «Starken Volksschule Zürich» eindrücklich geschildert hat, erlangen Kinder durch regelmässige Diktate in den ersten Schuljahren Sicherheit im Schreiben. Wenn die Fehlerkorrekturen mit Ermutigung und Zutrauen verbunden sind, kann schreiben lernen richtig Spass machen.
Auf diesem Hintergrund schauen wir uns die von der EDK veröffentlichten Aufgabenbeispiele von 2017 an.
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Für die Redaktion «Starke Volksschule Zürich»
Marianne Wüthrich
Inhalt
- EDK-Tests – Tatsachen statt Vermutungen. Ein etwas ausführliches Vorwort
Von Marianne Wüthrich - Von der sokratischen Bildungsfrage
Journal21, 2.6.2019 von Carl Bossard - Beim Mathe-Test versagten die Prüfer
Sonntagszeitung 26.5.2019, von Nadja Pastega - Wie schlecht sind unsere Schüler?
Weltwoche 29.5.20198, Schweiz, von Alain Pichard - Nationaler Bildungsvergleich und Lehrplan 21
6.2019, Peter Aebersold - «Es läuft etwas schief»
Tages-Anzeiger 31.5.2019, Leserbriefe zu «In Mathematik knapp genügend», TA vom 25.5.19 - Liebe EDK, es wären da noch ein paar offene Fragen
Schule Schweiz, 26.5.2019, Urs Kalberer - Die verkehrte Welt der EDK – Eine Zusammenfassung
Condorcet Bildungsperspektiven 7.6.2019, von Felix Schmutz - Kanton Zürich warnt vor Lehrermangel
Tage-Anzeiger 27.5.2019, Front - Pensen rauf, Lehrermangel runter
Tages-Anzeiger 27.5.2019, Zürich, von Daniel Schneebeli
Beliebte Pädagogische Hochschulen - Zürich soll ein Zeichen setzen
Tages-Anzeiger 27.5.2019, Seite zwei, Kommentar, Daniel Schneebeli - «Kernaufgabe gerät in den Hintergrund»
Tages-Anzeiger 6.6.2019, Debatte, Leserbriefe - «Wir haben versucht, auf dem Kopf zu gehen, doch die verhaltensauffälligen Kinder sagen uns, dass es so nicht geht»
Zeit-Fragen 4.6.2019, von Dieter Sprock - Terror in der Schule
NZZ 3.6.2019, Zuschriften - Lernen für das Leben? Eine These gibt zu reden
Handelszeitung 29.5.2019, Alexander Saheb - Veranstaltungshinweise
6.2019 Die Sprache ist das Tor zur Welt